Der (Deutsche) Schäferhund im Wandel der Zucht
Das ist Anni.
Anni ist ein deutscher Schäferhund.
Anni hat mit ihren Menschen wirklich Glück gehabt, weil sie sich von Anfang an fachliche Hilfe gesucht haben. Anni ist nicht nur neu bei mir im Training, sondern auch neu bei ihren Menschen.
Anni steht stellvertretend für die vielen Schäferhunde, die ich im Training habe und deren Besitzter alles dafür tun, dass die Hunde trotz ihrer Stimmen im Kopf "sauber bleiben".
Was ich damit meine?
Früher war der deutsche Schäferhund ein zuverlässiger Arbeiter. Nervenstark, wesensfest, gehorsam, souverän.
Davon ist bei vielen Exemplaren nicht mal mehr ein Rest übrig geblieben.
Durch unglückliche Züchtungen wurde der Schäferhund zu einem nervösen, überreizten, übersprüngigen, überforderten, hütenden Hysteriker, der sich seiner Zähne bewusst ist und meint, alles
klären zu müssen.
Mangelnde Jobs, zum Beispiel das Hüten von Herden, wofür der Gute ja gezüchtet wurde, und die abnehmende Souveränität der Menschen tut sein Übriges und sorgt dafür, dass die Hunde sich selbst
Jobs suchen.
Viele stoßen an ihre Grenzen und wissen sich nicht anders zu helfen, als einen Stachel oder andere fragwürdige Metoden zu verwenden, um den besten Freund des Menschen noch ansatzweise händeln
zu können.
Anni entging diesem Schicksal.
Anni ist eine von denen, die wir in die Spur bringen werden. Eine von denen, die Stimmen in ihrem wunderschönen Köpfchen hat. Stimmen, die sagen, dass Menschen und Hunde gefährlich sind und
auf Abstand gehalten werden müssen. Stimmen, denen wir zuhören und die wir leiser werden lassen.
Aber verschwinden werden diese Stimmen wohl nie ganz.
Das ist das Schicksal vieler Schäferhunde - Stimmen im Kopf. Laute Stimmen, die viel zu chaotisch und hektisch sind.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei all' jenen bedanken, die für ihre Hunde mit Stimmen kämpfen.
Und ich möchte mich bei allen Züchtern bedanken, die nicht mit Hunden züchten, die nicht klar im Kopf sind.
Ich witzel immer, dass ich Schäferhunde nicht mag, obwohl ich ja selbst welche führe.
Was ich aber eigentlich nicht mag, ist das Bild um sie herum. Den brüllenden Hundeführer, der Kadavergehorsam erwartet und auf sein Stachelhalsband schwört und den Hund, der sein Leben auf
dem Hundeplatz fristet und nicht viel lernt, als Unterordnung und Schutzdienst.
Wenn ich Hunde wie Anni sehe, dann wird mir durchaus bewusst, was für großartige Tiere Schäferhunde sein können, wenn wir sie lassen.
Anni, es ist mir eine Ehre, dich im Training willkommen heißen zu dürfen.
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